Stadt Chemnitz



Chemnitz – von einer Industriemetropole zur europäischen Kulturhauptstadt

Einst reichste Stadt Deutschlands, dann Jahrzehntelang nicht wirklich in Erscheinung getreten und vielen nur als „ehemals Karl-Marx-Stadt“ im Kopf - macht Chemnitz sich jetzt auf den Weg, im Jahr 2025 Deutschland als „Europäische Kulturhauptstadt“ zu vertreten. Wie es so weit kommen konnte und womit Chemnitz das verdient hat? Die Antworten lauten: Erfindergeist, Mut und harte Arbeit.

Früh leisteten sich die Industriellen der Stadt prächtige Häuser und traten als Mäzene auf. Kunst und Kultur hatte einen hohen Stellenwert in der Stadtgesellschaft und wer über ausreichend finanzielle Mittel verfügte, beschäftigte junge europäische Architekten wie etwa Henry van de Velde. Die erhaltene und mittlerweile sanierte Villa Esche des Strumpffabrikanten Herbert Eugen Esche zeugt noch heute davon. Auch das König Albert Museum, das Stammhaus der Kunstsammlungen Chemnitz ist ein Zeugnis dieser Zeit und der Investition in zeitlose Ästhetik. Es folgten prächtige Sakralbauten und ein ganzes Viertel im Jugendstil. Vom Krieg weitestgehend verschont geblieben, ist ein Spaziergang über den Kaßberg heute Pflicht für jeden Besucher der Stadt.

Im Schatten von Leipzig und Dresden entstand in Chemnitz im Verlauf der Jahre eine ganz eigene Kultur. Eine Kultur, geprägt vom Machertum. Im Kulturhauptstadtjahr 2025 werden Projekte gemäß dem Motto „C the unseen“ unentdeckte Orte erlebbar und das Unsichtbare sichtbar machen. Die europäischen Macherinnen und Macher sollen im Fokus stehen und ausgehend von der Geschichte den Faden in die Zukunft spinnen. Orte für neue Netzwerke und kulturelle Events werden durch die Parade der Apfelbäume geschaffen. Dabei werden die Paten der 4.000 Apfelbäume bspw. Gastgeber für Events und laden zum gemeinsamen Machen und zum Austausch ein. Der Purple Path, ein Kunstparcours, wird sich 2025 durch die gesamte Kulturregion ziehen und Kunst im öffentlichen Raum hervorheben und neu entstehen lassen.

Doch bis zum Jahr 2025 müssen Besucher nicht warten, um das bislang Unentdeckte in Chemnitz und der Region zu erkunden. Kunst- und Kulturinteressierte kommen schon heute auf ihre Kosten. Mit legendären Ausstellungen zu Edvard Munch, Pablo Picasso und Andy Warhol haben sich die Kunstsammlungen Chemnitz deutschlandweit einen Namen gemacht. Im kulturellen Herzen der Stadt laufen die fünf Sparten der Theater Chemnitz zusammen: Oper, Philharmonie, Schauspiel, Ballett und Figurentheater. In jeder Spielzeit aufs Neue gelingen kraftvolle Inszenierungen, spektakuläre Bühnenbilder und internationale Kooperationen.

Neben den großen Kulturinstitutionen hat sich in Chemnitz eine spannende Subkultur entwickelt. Mit zahlreichen Festivals, Club- und Openair-Konzerten, Kleinkunstperformances, Märkten, Galerien und Off-Theater sorgt eine Vielzahl an „Machern“ aus der Kultur- und Kreativszene für bunte Farbtupfer im grünen Stadtbild. Beispielhaft hervorzuheben sei an dieser Stelle das Festival Begehungen, bei welchem jedes Jahr eine Brache begehbar gemacht und künstlerisch bespielt wird.

Auch das Industriemuseum Chemnitz oder das in Europa einmalige technische Denkmal Sächsischen Eisenbahnmuseum Chemnitz Hilbersdorf lassen Geschichte erlebbar werden. Und wenn es historisch gesehen sehr weit in die Vergangenheit gehen soll, dann ist ein Besuch des Staatlichen Museums für Archäologie Chemnitz Pflicht.

Und ein Abstecher in die Chemnitzer Kulturregion ist ebenfalls ein Muss. Mit dem Chemnitzer Modell kommen Abenteuerfreudige ganz bequem zu beeindruckenden Kathedralen (zum Beispiel in Annaberg-Buchholz) oder geschichtsträchtigen Orten (etwa in Limbach-Oberfrohna). Radsportbegeisterte können auf dem Chemnitztalradweg die Umgebung erkunden und egal, wohin es Besucher verschlägt, es lohnt sich immer, den Menschen zu begegnen, die durch ihre „Machermentalität“, welche es hier schon von jeher gibt, ihre Stadt und Region gestalten.


Bildnachweis: Dirk Hanus/Stadt Chemnitz